Kräuter im Porträt: Die Vogelmiere

Übersicht

Ein Durchhaltetyp: das kleine Nelkengewächs Stellaria media. Ebenso tapfer wie das Gänseblümchen präsentiert es seine sternförmige weiße Blüte fast das ganze Jahr über. Wer nicht gut aufpasst, mag zehn Blättchen zählen. In Wahrheit sind es nur fünf, die sind allerdings fast durchgehend gespalten. Aber eben nur fast. Ergo: fünf weiße Blütenblätter.

Von Vögeln, Mammuts bis Neandertaler:innen...

Die Vogelmiere wächst in Teppichen, bleibt recht nah am Boden und ist trotzdem gut zu erkennen. Ihr Stängel tut nämlich so, als wäre er ein Punker und hat sich auf einer Seite eine Haarleiste stehen lassen. Außerdem ist er ziemlich bockig, wenn man ihn (sanft) mit den Fingernägeln aufknipst. Dann bleibt das Gefäßbündel intakt. Der Volksmund nennt es den „Hühnerdarm“.
Apropos Hühner: Vogelmiere wird gern an die gefiederten Hofbewohner:innen verfüttert. Schon im vorletzten Jahrhundert verkaufte man Vogelmiere in großen Städten wie London oder Paris als Leckerei an Vogelzüchter und Halter von Stubenvögeln. 🐦 Aber das nur nebenbei.

Die Vogelmiere beschäftigt sich ziemlich gern mit Fortpflanzung – bis zu sechs Generationen bringt sie im Jahr hervor. Kein Wunder, produziert doch jedes einzelnes Pflänzchen 🌿bis zu 20.000 Samen und die sind noch dazu 60 Jahre keimfähig. Winter, Schnee, ❄️Eis – die Vogelmiere keimt und wächst. Also … die werden uns wohl so schnell nicht ausgehen. Und das ist auch gut so.

Denn die kleine Grüne enthält ein Vielfaches an Vitaminen und Mineralstoffen von Kulturgemüse. Wie man heute weiß, haben schon Mammuts Vogelmiere gemuffelt. Nähme eine Zeitreisende am Feuer🔥 der Neandertaler:innen Platz, bekäme sie wohl ebenfalls ein Schälchen voll Vogelmiere gereicht. Haste Miere, kriegste kein Skorbut – nichts für ungut.

Zuhause in der ganzen Welt

Heute kommt das Kraut praktisch in der ganzen Welt vor. Und von Leuten, die sich mit Kräutern ein bisschen auskennen, wird es auch genutzt. Man kann das ganze Kraut verwenden, also Stängel, Blätter und Blüten. Im Salat macht die Vogelmiere eine gute Figur, als Topping von Suppen verwandelt sie sich in eine gesunde Dekoration, im Smoothie oder im Eintopf spielt sie ihre ganze Palette gesunder Wirkstoffe aus.


Als Heilkraut ist die Vogelmiere völlig unterschätzt. Hildegard von Bingen hat sie als eine der intensivsten immunstärkenden Pflanzen erkannt. In der Volksheilkunde wird sie immerhin als harntreibend, wundheilend und Juckreiz lindernd eingestuft.
Als Tee zubereitet, wirkt sie bei Halsentzündungen und Arthritisschmerzen, in der Salbe hilft sie bei der Wundheilung und als frisch zu einer Paste zuerquetscht, kühlt sie juckenden Ausschlag, den sie auch bei der Abheilung unterstützen kann. Außerdem wirkt sie abführend – bitte in der Anwendung nicht überbreiben, sonst hockt man länger auf dem stillen Örtchen 🚾 als man zuvor gewünscht hätte.

Und Gärtner:innen? Nun, die fluchen gelegentlich, denn die Vogelmiere ist eine ernstzunehmende Konkurrentin in Sachen Nährstoffen auf jedem Beet. Und immer, wenn die mit Hacke und Schürze bewaffneten Naturzähmer:innen gerade denken, sie sind das Unkraut los, kommt garantiert von irgendwo eine Ameise daher und schleppt wieder einen Samen an.

Die Vogelmiere gilt als unbedenklich. Trotzdem nicht in der Schwangerschaft anwenden.

Chritine Ilić 

 

DisclaimerAlle unsere Beiträge und Tipps sind sorgfältig aus zuverlässigen Quellen recherchiert. Die Anwendung bleibt jedoch in der Verantwortung jedes/jeder Einzelnen.

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