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Der Echte Eibisch: Man kennt ihn schon eine Weile
Diese wunderschöne Vertreterin des Heilpflanzenclans kennt man schon seit … ach, ewig. Bereits aus dem 9. Jahrhundert vor Beginn unserer Zeitrechnung sind Anwendungen überliefert. In der Antike wurde sie zu Heilzwecken eingesetzt, weiter führte ihr Siegeszug über Klostergärten in die Bauerngärten hinein in die heutige Zeit. Sie präsentiert sich mit vornehm blässlichen, weißen oder rosa Blüten. Trotzdem ist sie mit ihren 50-150 cm Wuchshöhe kaum zu übersehen und steckt voller Heilkräfte. Wissenschaftlich bestätigt ist ihre Wirkung bei trockenem Reizhusten aufgrund genervter Schleimhäute in Mund und Rachen sowie bei verärgerter Schleimhaut des Magens.
In der Volksmedizin kommt sie darüber hinaus seit Jahrhunderten bei Hautverletzungen, Wunden, Sonnenbrand und Verbrennungen zum Einsatz.
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Gefährdete Schönheit
Der Eibisch macht sich gut in der wilden Küche und man kann seine Laubblätter und Wurzeln selbst trocknen, um sie weiterzuverarbeiten. ABER: Der Echte Eibisch macht sich in der freien Natur bei uns ziemlich dünne und ist daher in Deutschland streng geschützt. Willst du also auf seine Wirkstoffe zurückgreifen, musst du ihn entweder im eigenen Garten anpflanzen oder fertige Produkte in der Apotheke kaufen. Entscheidest du dich, ihm in deinem persönlichen Gartenparadies einen Platz anzubieten, darfst du mit Dankbarkeit rechnen. Der Eibisch ist überhaupt nicht zickig, er verträgt sich mit anderen Bewohner:innen und lockt jede Menge Bienen an.
Ernten: Wenn, dann wann?
Wenn du den Echten Eibisch aus dem eigenen Garten erntest (woanders darfst du das ja nicht), gelten folgende Empfehlungen:
- Blüten ernten, sobald sie aufgehen – das ist in etwa im Juni der Fall und dauert bis September
- Laubblätter möglichst jung ernten
- Wurzeln (Pfahlwurzeln, reichen tief in die Erde und verzweigen sich) im Herbst ernten
Wie packt man die Geschenke des Eibisch` richtig aus?
Der Echte Eibisch bringt in allererster Linie Schleimstoffe mit, von denen der Löwenanteil in der Wurzel steckt. Schleimstoffe legen sich besänftigend auf revoltierende Schleimhäute. Sie sind eine Wohltat für Menschen, die ein trockener Reizhusten plagt oder deren Magen sich aufgrund einer Schleimhautreizung schmerzhaft zusammenzieht. Neben der schmerzlindernden und beruhigenden Wirkung kommen die Schleimstoffe auch mit entzündungshemmender Wirkung daher. Sehen wir uns an, wie wir an diese Geschenke kommen:
- Für die Besänftigung der Schleimhäute bereiten wir uns ein MAZERAT zu. Das bedeutet, dass wir die getrockneten Wurzeln und Laubblätter (letztere haben etwas weniger Schleimstoffe, aber genug, um ihren Platz in der Teetasse zu rechtfertigen) in KALTEM Wasser einweichen, zwischen einer halben und sechs Stunden ziehen lassen und dann das kalte Getränk zu uns nehmen. Es kann auch leicht erwärmt werden, bei sehr geschwächten Menschen auch kurz aufgekocht, um eventuelle Keime abzutöten, die gesunde Menschen locker wegstecken. Dabei gehen zwar einige Wirkstoffe verloren, aber nicht alle und sicher ist sicher.
- Für die Behandlung von leichten Verbrennungen, Sonnenbrand und als Wundsalbe ziehen wir die getrocknete Wurzel in Wasser aus und verfestigen sie mit einem Wachs, sodass wir eine feste Anwendungsform erhalten.
Lecker am Feuer
Die Brit:innen hatten da mal eine richtig gute Idee: Sie stellten eine wunderbare Leckerei aus dem Eibisch her, die man an langen Zweigen über dem Feuer grillen konnte. Na, erkannt, worum es sich handelt? Natürlich, unsere heißgeliebten Marshmallows! Die englische Bezeichnung für Eibisch lautet nämlich „Common Marshmallow“. Allerdings greift man heute auf synthetisch hergestellte Produkte zurück, um die bunten Naschtüten in den Supermärkten zu füllen. Ist dir mal aufgefallen, dass die süßen Knautscher meistens weiß oder rosa sind? Warum wohl?
Wie er aussieht
Eibisch ist eine behaarte Staude, die bis zu anderthalb Metern hoch wächst. Ihre Blätter sind gestielt und spiralförmig am Stängel angeordnet. Die Blätter weisen eine filzig-weißliche Behaarung auf. Sie sind drei- bis fünflappig, der Rand ist unregelmäßig gekerbt. Aus den Blattachseln wachen weiße oder zartrosa Blüten in Büscheln. Die Blütezeit ist der Hochsommer.
Kurz und knapp
Inhaltsstoffe: | Wurzel: Schleimstoffe, Stärke, Pektine Blätter: ätherisches Öl, Flavonoide, Mineralstoffe, Schleimstoffe (weniger als in der Wurzel) |
Wirkungen: | Reizlindernd, schleimhautschützend, verflüssigt Bronchialschleim |
Indikationen: | Innerlich bei trockenem Reizhusten, Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum und leichten Entzündungen der Magenschleimhaut |
Sagt wer: | Kommission E, ESCOP |
Weitere Indikationen in der Volksheilkunde: | Innerlich bei Durchfall und Darmkatarrh, zum Gurgeln bei Halsentzündungen, bei Harnwegsinfektionen Äußerlich als Umschlag zur Wundbehandlung und bei Furunkeln Äußerlich als geschwürerweichendes Mittel In der Volksmedizin werden auch die Blüten verarbeitet. |
Darreichungsformen: | Tee, Sirup, Fertigpräparate |
Achtung: | Schleimstoffe haben stark bindende Eigenschaften. Daher zwischen ihrer Verwendung und der Einnahme anderer Medikamente einen zeitlichen Abstand lassen, damit es nicht zu Aufnahmestörungen bei letzteren kommt. |
Kontraindikationen: | Keine bekannt |
Chritine Ilić
Disclaimer: Alle unsere Beiträge und Tipps sind sorgfältig aus zuverlässigen Quellen recherchiert. Die Anwendung bleibt jedoch in der Verantwortung jedes/jeder Einzelnen.
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